Foto: Jannis Mattar/dpa Ein Artikel der Bonner Journalistin Anika Limbach im “Freitag” vom 08. Juni der ganz aktuell das politische Dilemma beim Tihange-Doel-Lingen-Komplex auf den Punkt bringt. Export zum Ernstfall Reaktorsicherheit Deutschland liefert die Brennstäbe für Belgiens marode Meiler. Das Bundesumweltministerium könnte das stoppen Anika Limbach | Ausgabe 23/2018 Es ist schon ungewöhnlich genug, wenn Nuklearexperten verschiedener Länder zu einer gemeinsamen Einschätzung kommen und diese auch noch öffentlich kundtun. Alarmierend ist es, wenn ihr Urteil vernichtend ausfällt. Es geht um Belgiens Atommeiler Tihange 2 und Doel 3. Dort wurden in den letzten Jahren Tausende Risse in den Reaktordruckbehältern entdeckt. Die zur Aachener Tihange-Konferenz geladenen unabhängigen Wissenschaftler des Atomforscher-Netzwerks INRAG stellten klar: Der Betrieb von Tihange 2 – wie auch der von Doel 3 – ist nach international anerkannten Maßstäben weder sicher noch zulässig. Ausgelöst durch einen gewöhnlichen Störfall könnte der Reaktordruckbehälter auseinanderbrechen, womit innerhalb kürzester Zeit große Mengen radioaktiver Stoffe freigesetzt und weite Landstriche auch im benachbarten Nordrhein-Westfalen verseucht würden. Wohlgemerkt: Es sind Fachleute, die das sagen, keine Atomkraftgegner. Die Dimension der Gefahr zeigt sich vor allem in Details: René Boonen von der Universität Löwen in Belgien errechnete anhand der Materialeigenschaften von Doel 3, dass bei der Herstellung des Druckbehälters höchstens 1.500 Risse entstanden sein können, aber niemals die Anzahl von 11.600, die im Stahl gefunden wurde. Sie müssen sich während des Betriebs gebildet haben – eine unkontrollierte Ausweitung der Risse wäre also möglich. Ein solches Szenario würde keine Atomaufsicht der Welt für akzeptabel halten. Die belgische Aufsicht FANC versucht deshalb, den Weiterbetrieb allein damit zu rechtfertigen, dass sie jene Erkenntnisse für null und nichtig erklärt. Doch selbst wenn ihre Hypothese zuträfe, müssten Tihange 2 und Doel 3 vom Netz genommen werden. Wie Wolfgang Renneberg, der frühere Leiter der Abteilung für Reaktorsicherheit im Bundesumweltministerium, darlegte, hätte man Risse in der Anzahl und Größe beim Herstellungsprozess nicht übersehen können. Wären stark betroffene Stahlringe in zwei Reaktoren verbaut worden, würde das auf grobe Manipulationen bei Genehmigungsverfahren hindeuten. In jedem Fall ist die Betriebsgenehmigung rechtswidrig und damit ungültig – eine Tatsache, die die FANC ignoriert Angesichts der Brisanz des Themas verwundert, dass Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) bei ihrem Antrittsbesuch in Belgien am 22. Mai nicht die Stilllegung der Rissereaktoren forderte. Sie gab sich damit zufrieden, dass Belgiens Innenminister Jan Jambon beteuerte, die Laufzeit für Tihange 2 und Doel 3 nicht zu verlängern. Akzeptiert sie etwa den Weiterbetrieb um vier oder fünf Jahre? Auf Anfrage ließ Schulze mitteilen, eine vorübergehende Stilllegung der Reaktoren hielte sie für notwendig, solange die Sicherheitsnachweise fehlten. Wie die INRAG-Wissenschaftler erklärten, können die entscheidenden Sicherheitsnachweise nachträglich gar nicht erbracht werden. Doch diese Expertise findet im Bundesumweltministerium offenbar keine Beachtung. Stattdessen verweist Schulze auf ein Fachgespräch mit der FANC, dessen Auswertung noch andauere. Es wirkt wie eine Hinhaltetaktik und sorgt bei denen, die seit Jahren dafür kämpfen, der Bedrohung aus Tihange nicht mehr ausgesetzt zu sein, für Unmut. „Was muss denn noch alles passieren, bevor die Politik nicht nur prüft und abwartet, sondern handelt?“, fragt Walter Schumacher vom Aachener Bündnis gegen Atomenergie.
WeiterlesenBelgisches Roulette
Seit dem 15. Mai gestalten wir eine ¼ Seite in allen Ausgaben der Aachener Zeitungen. Ein Thema zieht sich durch alle unsere Beiträge: Das Institut für Risiko- und Sicherheitswissenschaften der Wiener Universität für Bodenkultur, hatte für die StädteRegion Aachen die Ausbreitung der radioaktiven Wolke nach einer Havarie von Tihange 2 untersucht. Wir haben diese Studie in eine allgemeinverständliche Form übersetzt, die Sie in diesem Blog „Belgisches Roulette“ finden. Was ist das? Es geht um Wahrscheinlichkeiten. Genau: Wahrscheinlichkeiten, die an die Bedingung geknüpft sind, dass in Tihange der Ernstfall eintritt und 30% des radioaktiven Inventars verpufft. Wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass diese Havarie passiert, kann niemand sagen. Sicher ist nur, dass in unserer Nähe zwei Reaktoren in einem Zustand betrieben werden, für den es keinen Sicherheitsnachweis nach den international anerkannten technischen Regeln gibt. Die Gefahr ist mit den Händen zu greifen. Die Wahrscheinlichkeiten, die das Wetter bei der Verteilung des Fallouts erzeugt, lassen sich heutzutage zuverlässig berechnen. Sie lehren uns, das Risiko und den Grad der Betroffenheit vom “Belgischen Roulette” einzuschätzen. Roulette beginnt mit der Entscheidung an den Spieltisch zu gehen. Die Entscheidung über der Betrieb der Rissereaktoren liegt nicht in der Hand der Millionen Menschen, die in Europa von einer Havarie betroffen wären. Dieses Zwangsroulette kann nur durch Abschalten der unberechenbaren Quellen des Risikos beendet werden. Unsere Zeitungsbeiträge kann man an dieser Stelle nachlesen, runterladen und weiter verbreiten. Danke an den Aachener Zeitungsverlag, der uns diesen Raum für die Darstellung unserer Sicht der Dinge zur Verfügung stellt und uns grafisch unterstützt. Als PDF- Dateien downloaden: Anzeige vom 15.05.2018 — Anzeige 22.05 — Anzeige 29.05 — Anzeige 05.06. — Anzeige 12.06. — 6. Anzeige 19.06 — Zeitung_7_26.06 — Zeitung_8_03.07 — Zeitung_9_10.07
WeiterlesenOffener Brief an Macron
Katastrophengefahr in den Atomkraftwerken Tihange 2 und Doel 3. Monsieur le Président de la République Francaise ! Wir Aachener Ärztinnen und Ärzte der IPPNW gratulieren Ihnen zur Verleihung des Karlspreises der Stadt Aachen. Ihrem Engagement für eine Stärkung des gemeinsamen Europas wünschen wir Erfolg und zahlreiche Impulse zu einer Vertiefung der Europäischen Staatengemeinschaft. Wir nehmen diese Gelegenheit wahr, Sie persönlich um Hilfe zu bitten, eine akut drohende Gefahr in der Mitte Europas zu beseitigen. Das Kernkraftwerk Tihange 2 liegt nur 64 km Luftlinie vom Aachener Rathaus entfernt, genau in Windrichtung des meist herrschenden Südwestwindes.
WeiterlesenDer IrRWEg geht weiter
Proteste und Argumente zur Hauptversammlung der RWE Ausgerechnet am 32. Tschernobyl-Jahrestag fand diesmal die jährliche HV des RWE in Essen statt. Wollte man uns daran erinnern, dass der Energieriese immer noch zwei alte AKW in Deutschland (Emsland und Gundremmingen C) betreibt und durch die Beteiligung an der Urananreicherung in Gronau die ganze Welt mit Atombrennstoff beliefert und dabei in Zulieferungen für das US-Atomwaffenprogramm verstrickt ist? Die maßgebliche Bremserfunktion des Konzerns für den dringend notwendigen Start des Kohleausstiegs stand vor allem im Fokus des Protestes von Bürgerinitiativen und Umweltverbänden und der Berichterstattung der Medien.
WeiterlesenEndspurt Petitions-Kampagne
Wir starten mit 370.000 Unterschriften! Wir schreiben das 6. Jahr wachsender Unruhe unter den Menschen in Hauptwindrichtung von Tihange & Doel. Nach den 50.000 bei der Menschenkette in 2017 könnte in diesem Jahr eine andere unübersehbar große Zahl des persönlichen Protestes für Aufsehen sorgen. Unser Ziel: Eine halbe Million Unterschriften für die trinationale Petition gegen die Rissereaktoren.
WeiterlesenBericht — INRAG-Konferenz zu Tihange & Doel
Die dringende Warnung unabhängiger Nuklearexperten Wir schreiben das 6. Jahr der wachsenden Unruhe unter den Menschen in Hauptwindrichtung von Tihange & Doel. Bei der von der StädteRegion organisierten INRAG- Expertenkonferenz in Aachen am 13./14. April 2018 haben unabhängige Wissenschaftler noch einmal die besondere Gefahr bekräftigt, die von den „Rissereaktoren“ für das gesamte Rheinland ausgeht. Das Fazit der Konferenzteilnehmer: Der Reaktor muss deshalb nach dem jetzigen bekannten Stand der Untersuchungen einstweilig stillgelegt werden! Ist dem etwas hinzuzufügen?
WeiterlesenDemo in Lingen
Im niedersächsischen Lingen wird das Atomkraftwerk Emsland das „neue“ AKW genannt. Dabei wird es am 20. Juni 30 Jahre alt! Dieser Atommeiler hat eine Betriebsgenehmigung bis Ende 2022. Das Risiko einer so langen Laufzeit können und dürfen wir nicht zulassen, weder in Lingen noch an anderen Standorten! Wir brauchen eine echte Energiewende – ökologisch und sozial gerecht! Weder Kohle, noch fossile Energien, noch Atomkraft haben darin einen Platz! Geht mit uns zusammen für einen sofortigen und vollständigen Atomausstieg auf die Straße!
WeiterlesenRote Linie 2018 in Hambach
47. Waldspaziergang im Hambacher Wald und zum dritten Mal: Die Rote Linie! Rodungsstopp bis Oktober 2018! Noch nie waren wir dem Ziel so nah, den kleinen Rest des einstmals so stolzen Waldes retten zu können. Nach zwei schlimmen Tagen im November ist kein weiterer Baum gefallen, zum ersten Mal seit 40 Jahren! Sorgen wir dafür, dass das so bleibt. Zwischen Morschenich, den Baggern und dem Hambacher Wald werden wir erneut ein eindrucksvolles Zeichen setzen. Rot gekleidet, mit roten Transparenten und Bannern sagen wir „bis hierher und nicht weiter“.
WeiterlesenFrohe Ostern? — Newsletter
Liebe Leser*innen des 3 Rosen Newsletters, Bevor sich das Redaktionsteam der 3 Rosen in den Osterurlaub verabschiedet, noch ein paar aktuelle Rück- und Ausblicke: Fukushima – Atomflüchtlinge in Japan Am Vorabend des 7. Jahrestages verlasen wir bei unserer Veranstaltung mit Franz Alt vor 150 Menschen einen bewegenden Brief des Japaners Kazuhiko Kobayashi zur Situation der Mütter und Kinder, die aus der Präfektur Fukushima nach der Katastrophe geflohen sind. Der Verein SAYONARA Genpatsu aus Düsseldorf gab uns die Möglichkeit zu einem Gespräch mit einer betroffenen Mutter und ihren beiden Söhnen. Die Familie kamen am Wochenende von einer Anhörung als Kläger beim UN- Menschenrechtsrat in Genf nach Düsseldorf und Aachen. Die deutsche Übersetzung der Genfer Rede des 15-jährigen Sohnes, werden wir im Atom-Blog einstellen, sobald uns das Dokument digital vorliegt. Erste Hand Infos zur aktuellen Situation der havarierten Meilern unter: https://www.sayonara-genpatsu.de/aktuelles-2018/ incl. der guten Nachricht: Auch 7 Jahre danach ist Japan immer noch fast atomstromfrei. Nur 4 der 40 Reaktoren sind z.Zt. am Netz!
WeiterlesenExpertenkonferenz: Wie gefährlich sind die Risse in Tihange 2?
Einladung der Städteregion Aachen Internationale Experten geben am 13. und 14. April Antworten! Wohl kaum ein anderes Thema beschäftigt und ängstigt die Menschen in unserem Lebensraum so sehr, wie das Thema ‚Tihange‘ und der Zustand von Tihange 2. Immer neue Meldungen in den Medien tragen erheblich zur Verunsicherung bei. Doch wie gefährlich sind diese Risse wirklich? Wie verändert sich das Material im Laufe der Jahre und wie viel Risiko können wir uns erlauben? Renommierte Wissenschaftler aus der ganzen Welt haben sich mit diesen Fragen beschäftigt. Sie stellen erstmals am 13. und 14. Aprilin Aachen ihre Untersuchungsergebnisse vor. Zuhörer haben die Gelegenheit, zu allen Vorträgen Fragen zu stellen! Weitere Informationen
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