Lützerath wird zerstört und dann?

“Wir 3 Rosen sind seit Jahren aktiv gegen die unge­hemmte Ver­stro­mung von Braunkohle. Und wir sind ent­täuscht, dass auch die Regierungswech­sel in Berlin und Düs­sel­dorf nicht wirk­lich zu ein­er Befriedung der Kon­flik­te geführt haben. Wir wis­sen um die Auseinan­der­set­zun­gen in der Partei, von der alle ihre Wäh­ler durch die Regierungsver­ant­wor­tung im Bund und in NRW einen Rich­tungswech­sel erhofften.

Wir haben aber auch eine Mei­n­ung zu dem, was ger­ade hohe Wellen schlägt, die etwas quer zu dem ver­läuft, was derzeit von “Grü­nen Bash­ing” bis zu ver­bis­sener Vertei­di­gung des gewählten Kurs­es liegt. Wir wis­sen auch, dass wir als eine der zivilge­sellschaftlichen Organ­i­sa­tio­nen für die Energiewende, diese poli­tis­chen Entschei­dung­sprozesse nur äußerst begren­zt bee­in­flussen kön­nen. Den­noch möcht­en wir unsere Ein­schätzung der Lage und ihrer möglichen Entwick­lung im Fol­gen­den zu Diskus­sion stellen.”

Die 3 Rosen Position zu Lützerath

Nun prallen die Posi­tio­nen in Lützerath mit großer Vehe­menz aufeinan­der. Die Polizei set­zt das for­male Recht, das auf Seite von RWE ste­ht, gegen die Kli­maschützer vor Ort durch. Jen­seits hier­von nehmen engagierte Men­schen ihr Recht des zivilen Wider­standes wahr — mit ihrem bloßen Kör­p­er, bei Wind und Wet­ter, unter Ein­satz ihrer Gesund­heit. Die meist jun­gen Men­schen kämpfen für ihre Zukun­ft – ganz im Sinne des Urteils des Verfassungsgerichtes.

Sie kämpfen für eine Sache, die im Bewusst­sein und erst recht im prak­tis­chen Han­deln nicht nur bei der Poli­tik, son­dern auch bei den Men­schen in diesem Land vielfach noch nicht angekom­men ist.  Wir erleben seit etwa 5 Jahren eine drama­tis­che Beschle­u­ni­gung des Kli­mawan­dels — auch in Mit­teleu­ropa. Das zwingt nun zu ein­er ganz anderen Hand­lungs­dy­namik, wenn wir unser Leben noch einiger­maßen in den bish­eri­gen Bah­nen hal­ten wollen.

Dazu zählt auch, bish­er als trag­bar einzuschätzende poli­tis­che Kom­pro­misse nochmals zu über­denken. Das forderte auch der Pots­damer Kli­maforsch­er Ste­fan Rahm­storf noch am let­zten Son­ntag: “Die Poli­tik sollte sorgfältig darüber nach­denken, wie ein mas­siv­er Polizeiein­satz für Kohle und gegen Kli­maschützer im Rück­blick in 4 oder 5 Jahren beurteilt wer­den wird, wenn die Kli­maschä­den noch mas­siv­er und offen­sichtlich­er gewor­den sind. Noch ist es nicht zu spät, einen schlim­men Fehler zu ver­mei­den und die Räu­mung abzublasen!”

Denkverbote in Garzweiler und Hambach?

Abseits der glob­alen Aspek­te wird bei der Auseinan­der­set­zung um Lützerath unter­schla­gen, dass es auch andere berg­bautech­nis­che Lösun­gen gegen­ben hätte, um den wirk­lich noch erforder­lichen Kohlebe­darf zu sichern.

Hier­für müssen die Tage­baue Ham­bach und Garzweil­er als Ver­bund betra­chtet wer­den — sowohl in Punk­to Kohle­förderung als auch beim Abraum­man­age­ment. Die Verbindung existiert bere­its real durch die „Kohle­bahn“ zwis­chen den Tage­bauen und den Kraftwerken.

Im TB Ham­bach soll die Förderung bere­its 2025/2026 auf ein Drit­tel reduziert wer­den, da dann die Rest­seegestal­tung begin­nt. In ein­er Studie des DIW wurde ein Konzept unter­sucht, die jet­zige Gewin­nungs­böschung vor­rüberge­hend steil­er zu schnei­den (von 1 : 7 auf 1 : 4 oder gar 1 : 3), so wie es an der östlichen Els­dor­fer Böschung bere­its seit Jahr und Tag prak­tiziert wird. Damit wären ohne oberirdis­che Erweiterung des Tage­baus noch 100 bis 150 Mio. t Kohle zusät­zlich zu gewinnen.

Nach Ende der Förderung kann die Böschung wieder abge­flacht wer­den, sowie es an allen anderen Tage­baukan­ten geschieht, die später ein Seeufer wer­den sollen. Für die Abflachung ste­hen in Ham­bach auf der gegenüber­liegen­den Seite mehr als 1 Mrd. m³ Mate­r­i­al auf der Innenkippe südlich von der „Sophien­höhe“ zur Ver­fü­gung. Der Abraum­berg hat mit­tler­weile eine Höhe von ca. 200 m gegenüber der Umge­bung erreicht.

Dieses Mate­r­i­al zu „aktivieren“, qual­i­ta­tiv in zwei Mate­ri­alk­lassen zu separi­eren und in die Böschung wieder einzubauen, ist sich­er nicht ganz triv­ial. Jedoch kann man im Land der Inge­nieure und Wis­senschaftler auch dafür zeit­nah belast­bare Lösun­gen erwarten und diese auch ein­fordern! Dies wäre auch der Schlüs­sel zur Verkleinerung des TB Garzweil­er und zur Befriedung des Kon­flik­tes um Lützerath gewesen.

  • Die Ham­bach­bahn kann nicht nur Kohle, son­dern auch Kies und Sand nach Garzweil­er transportieren.

Klar, solche Alter­na­tiv­en wären mit größerem Aufwand und damit Kosten für den Berg­baube­treiben­den ver­bun­den. Aber an diesem Punkt fra­gen wir uns: Mil­liar­den sind an die Konz­erne im Rah­men des Kohleausstiegs­ge­set­zes geflossen und RWE machte in 2022 Mil­liar­den Übergewinne.

Warum macht die Poli­tik nicht Druck, dass die großzügi­gen Ausstiegshil­fen und die erziel­ten Übergewinne für eine andere bergtech­nis­che Vorge­hensweise einge­set­zt wer­den? Zulet­zt kön­nte auch ver­han­delt wer­den, ob für einen anderen Tage­baube­trieb staatliche Zuschüsse für geprüften Mehraufwand gewährt wer­den könnten.

  • Dies kön­nte zur wirk­lichen Befriedung der Kon­flik­te im Inter­esse der Men­schen und der Natur und mit grün­er Hand­schrift führen.

Fakten schaffen, die nicht mehr umkehrbar sind? 

Wer die Entwick­lung im Rheinis­chen Revi­er seit län­gerem ver­fol­gt, hat immer wieder erlebt, wie eine Allianz von RWE und ihnen gewo­ge­nen Lan­des­be­hör­den (Ober­bergamt und Geol­o­gis­ch­er Dienst NRW) ohne öffentliche Beteili­gung Fak­ten geschaf­fen hat.

Der gle­iche Geol­o­gis­che Dienst, der jet­zt die Stand­sicher­heit ein­er Lützerath-Hal­binsel bezweifelt, hat­te 2019 RWE die Gefäl­ligkeit erwiesen und es erlaubt bis auf 50 m an die Wald­kante in Ham­bach her­anzubag­gern. Und das Ober­bergamt hat sich auch nicht quergestellt, als in Garzweil­er im Früh­jahr 2022 die ober­ste Sohle bis auf 100 m an das Grund­stück der Land­wirtes Eckardt Heukamp vor­getrieben wurde. Wohlge­merkt: Damals war Lützerath noch ein recht­mäßig bewohntes Dorf und nach Leit­entschei­dung und Betrieb­s­plan musste ein Abstand von 400 m zu Sied­lun­gen gewahrt bleiben.

Die zivilge­sellschaftliche Organ­i­sa­tion Allianz für nach­halti­gen Struk­tur­wan­del (ANSEV e.V.) aus Ker­pen hat­te mit Fach­leuten ein Konzept entwick­elt und im let­zten Jahr in die Diskus­sion um das „Man­heimer Loch“ einge­bracht. Hier­hin wur­den Wege vorgestellt, wie durch teil­weisen Rück­bau der Abraumhalde, die erforder­lichen Men­gen zur Sta­bil­isierung der kün­fti­gen See­böschun­gen gewon­nen wer­den kön­nen, ohne noch weit­ere 600 ha frucht­bares Land und Häuser zu zer­stören. (Hin­ter­grund­in­fos: HIER Kurz­fas­sung nach­le­sen und HIER eine aus­führliche Kri­tik an den RWE Plä­nen und die Entwick­lung eines Alter­na­tivkonzeptes. Und dazu ANSCHAUEN das PDF vom Vor­trag von Hen­ry Risse bei unser­er Braunkohlever­anstal­tung 17. März 2022 in Wegberg).

Am Ende der Beschlussfas­sung zur aktuellen Erweiterung des Haupt­be­trieb­s­plan 2022 in Ham­bach kon­nte sich der Konz­ern jedoch wieder durch­set­zen, weil diesel­ben bergtech­nis­chen Gutachter wie in Lützerath — unter dem gle­ichen Zeit­druck — es nicht wagten, die Prü­fung alter­na­tiv­er Konzepte zu fordern.

Alle grü­nen Pläne zu ein­er Naturschutzs­tiftung wer­den den Ham­bach­er Wäldern und ihren natür­lichen Bewohn­ern nichts nützen, wenn die „Man­heimer Bucht“ alle Verbindun­gen zum FFH- Wald Stein­hei­de abschnei­det. Auch in Man­heim soll hier­bei bis auf 50 m an die mehrere kilo­me­ter­lange lange östliche Wald­kante herange­bag­gert werden.

Die Fol­gen für den Wald hat­te Prof. Ibisch im let­zten Jahr drastisch beschrieben und prog­nos­tiziert, dass der Wald in fünf Jahren nicht mehr zu ret­ten ist, wenn nicht jet­zt aktive Ein­griffe zu seinem Schutz erfol­gen. Das erfahren wir jedes Mal wieder, wenn wir zur Pflege unseres Waldlehrp­fades an der Ham­bi Oase vor Ort sind.

Was kommt nach der Räumung von Lützerath?

Wir machen uns keine Illu­sio­nen. Angesichts des großen Aufge­bots der Staats­ge­walt wird „Lützi“ nicht bleiben kön­nen. Auch wenn Ste­fan Rahm­storf sich an die Friedenslinde ket­ten und vor Ort ein Mora­to­ri­um fordern würde.

Wir wer­den Trauer­ar­beit leis­ten müssen. Aber wir kön­nen uns auch freuen, dass die 30 Fam­i­lien in den Feld­höfen wieder aufat­men kön­nen, und kön­nen hof­fen, dass in die nun ver­brieft geretteten fünf Dör­fer wieder Leben einkehrt und sie zu Orten mit Zukun­ft und der Erin­nerung werden.

Für den Ham­bach­er Wald ist auch noch nicht alles ver­loren. Denn in Man­heim leben immer noch Fam­i­lien, die ihre Häuser und Höfe nicht an RWE verkauft haben. Der Kampf für den Erhalt von Wald, Feld und Flur ist noch nicht zu Ende. Vielle­icht wer­den neue Waldbeschützer wieder in ver­waiste Baumhäuser einziehen oder gar neue bauen.

In diesem Sinne hof­fen wir: Der Kampf geht weit­er und wir glauben, dass die Demo vor Ort am 14. Jan­u­ar allen klar­ma­cht, dass eine starke Bewe­gung für den Kli­maschutz präsent ist und nach der Zer­störung von Lützerath nicht aufgeben wird. Das Ein­leitungs­bild dieses Beitrags, aufgenom­men von Bar­bara Schnell, ist das Siegerbild im Lan­des­fo­towet­tbe­werb 2022. Es hängt jet­zt im NRW Land­tag und erin­nert die Abge­ord­neten täglich daran, was zu tun wäre, um eine wirk­liche Kli­mawende herbeizuführen.

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11 Kommentare

  1. Das hat­ten wir noch nie. Bin­nen weniger Tage soviele Rück­mel­dun­gen auf einen Beitrag auf unser­er Web­site. Aus dem Mail­verkehr mit Rein­er Priggen, langjähriger Aach­en­er Grün­er Frak­tionsvor­sitzen­der im Land­tag und Mit­glied der Ver­hand­lungskom­mi­sion, die RWE im Jahr 2016 die Verkleinerung von Garzweil­er II abtrotze, durch die Holzweil­er gerettet wurde, anschließend sein Mail von heute und meine Antwort darauf:

    “Lieber Robert, Die Klimabe­we­gung hat in den ver­gan­genen Jahren ger­ade auch im Rück­bau der Kohlever­stro­mung viel erre­icht. Ich kann das gut beurteilen, weil ich 2016 als Frak­tionsvor­sitzen­der in der Koali­tion die Verkleinerung des Tage­bau Garzweil­er um das Dorf Holzweil­er, die Sied­lung Dack­weil­er und den Hauer­hof durch­set­zen kon­nte. Rund 1500 Men­schen wur­den nicht mehr umge­siedelt und erst­mals wurde ein laufend­er RWE Tage­bau poli­tisch verkleinert.
    Im Jahr 2018 habe ich als Mit­glied der Umwelt­frak­tion in der Kohlekom­mis­sion der Bun­desregierung gemein­sam mit BUND, Green­peace, dem Deutschen Naturschutzring und anderen den Kom­pro­miss zum Kohleausstieg 2038 mitgetragen.
    Bei der Bil­dung der Bun­desregierung von SPD, Grü­nen und FDP wurde im Koali­tionsver­trag der Kohleausstieg „ide­al­er­weise“ auf das Jahr 2030 vere­in­bart. Ein entsprechen­des Gesetz für dieses „ide­ale“ Ziel gibt es bish­er nicht. Die Min­is­ter­präsi­den­ten der Län­der Bran­den­burg, Sach­sen und Sach­sen-Anhalt lehnen einen Ausstieg 2030 und Ver­hand­lun­gen darüber kat­e­gorisch ab.
    Die Lan­desregierung NRW hat dieses Ziel für NRW Kohleausstieg 2030 in Ver­hand­lun­gen mit RWE und mit Unter­stützung der Bun­desregierung im Okto­ber 2022, ger­ade 100 Tage nach der Wahl umgesetzt.
    Der große Erfolg der Klimabe­we­gung war ein öffentlich­es Bewusst­sein für die Notwendigkeit zum Han­deln im Kli­maschutz zu schaf­fen und sie hat es mit der Hil­fe von Gericht­surteilen erre­icht den Ham­bach­er Wald zu ret­ten und den Ausstieg in NRW 2030 und die Ret­tung von 5 Dör­fern und der drei Feld­höfe vorzubereiten.
    Der Fehler der Bewe­gung war es eine von ihren Bewohn­ern ver­lassene Sied­lung im Tage­bau Garzweil­er trotz aller gegen­teili­gen Gericht­surteile zum Sym­bol zu über­höhen und auch ent­ge­gen der abschließen­den Recht­sprechung auf einem Erhalt der Sied­lung zu beste­hen. Vor dem Hin­ter­grund des Über­falls Putins auf die Ukraine und der Ein­stel­lung der Importe von Gas, Kohle und Öl aus Rus­s­land braucht es die Kohle dort um die Ver­sorgungssicher­heit in den Win­tern 2023 und 2024 herzustellen.
    Das ist jet­zt Geschichte. Die Frage ist wie geht es weiter?

    Und da kom­men wir zum Kern: Die Ein­hal­tung der 1,5 Grad Gren­ze wird nicht an einem Weil­er in einem Tage­bau entsch­ieden. Sie wird entsch­ieden beim beschle­u­nigten Aus­bau der Erneuer­baren Energien und in der Frage der Energieeffizienz.
    Und beim man­gel­haften Aus­bau der erneuer­baren Energien tre­f­fen wir viele der­jeni­gen, die sich zur Klimabe­we­gung rech­nen auf der Seite der Ver­hin­der­er und Verzöger­er wieder.
    Die Wasserkraft wäre auf Druck von NABU, BUND u.a. fast in ihrer Exis­tenz ver­nichtet wor­den, obwohl sie einen sicher­eren Beitrag in der Grund­ver­sorgung liefert. Die Angriffe auf die Bio­gas­branche laufen nach dem gle­ichen Muster, obwohl Bio­gas der­jenige Energi­eträger ist, der spe­icherbar und flex­i­bel Spitzen­last zur Ver­fü­gung stellen kann.
    Die Hin­dernisse bei Frei­flächen PV, Agri PV und Float­ing PV wer­den ger­ade über­all for­muliert. Am fol­gen­re­ich­sten aber ist die Block­ade der Naturschutzver­bände bei der Windkraft.
    Wir brauchen zur Erre­ichung des 80 % Ziels ab 2025 min­desten 10 000 MW Wind­kraftaus­bau je Jahr. Wir hat­ten 2022 ger­ade rd. 2300 MW. Das Ziel für 2030 ist völ­lige Illu­sion, wenn die großen Naturschutzver­bände ihren Wider­stand gegen den Aus­bau der Winden­ergie nicht umdrehen in eine pos­i­tive Unter­stützung. Kla­gen des NABU und jahre­lange Verzögerung wegen 10 durchreisender Brut­paare des Mor­nell­re­genpfeifers müssen der Ver­gan­gen­heit ange­hören und durch eine pos­i­tive Unter­stützung des Aus­baus in der laufend­en Dekade erset­zt werden.
    Ger­ade die großen Naturschutzver­bände, aber auch Fri­days for Future soll­ten auf die Kom­munen und die Räte ein­wirken Flächen für die Wind­kraft und Frei­flächen PV zur Ver­fü­gung zu stellen und die vorhan­de­nen Däch­er zu nutzen. Warum denn nicht fre­undliche Haus­be­suche und Diskus­sio­nen mit Fir­men, die über große Gewerbedäch­er ver­fü­gen auf denen bish­er keine PV Anlage instal­liert ist? Warum nicht neben ein­er Spedi­tion­shalle im Gewer­bege­bi­et ein Win­drad. Das ist in Bel­gien Stan­dard und in Deutsch­land bish­er unüblich aber sin­nvoll. Und Fir­men wie Thyssen, die nach Wasser­stoff Sub­ven­tio­nen rufen, aber sich weigern auf ihren 10 000 ha Indus­triefläche in Duis­burg über Wind­kraft über­haupt zu sprechen gehören die Leviten gelesen.
    Es gibt beim Aus­bau der Erneuer­baren Energien so viel zu tun und wir brauchen sie alle in den kom­menden 10 Jahren. Anson­sten sind die Kli­maziele wirk­lich nicht zu erreichen.
    Rein­er Priggen, Vor­standsvor­sitzen­der Lan­desver­band Erneuer­bare Energien NRW e.V. (LEE NRW).

    Antwort von Robert Borsch- Laaks:
    “Lieber Reiner,
    danke für deine klaren Worte … ich bin völ­lig bei dir, wenn du die Hemm­nisse beim Aus­bau der Erneuer­baren beschreib­st und anmahnst, dass ich Sachen Energieef­fizienz noch ganz viel Luft nach oben ist.
    In dem Bere­ich, der mich seit 40 Jahren auch beru­flich umtreibt, der Wärmewende (dem schlafend­en Riesen der Kli­mawende) muss die Chance drin­gend genutzt wer­den, dass mit Habeck und Gey­witz zwei grün – rot geführte Min­is­te­rien mit kon­se­quenten Änderun­gen im Gebäudeen­ergiege­setz (GEG) und in der Bun­des­förderung für die Energieef­fizienz – vor allem in der Bestand­sanierung – den Hebel umzule­gen und den bish­eri­gen dominieren­den Ein­fluss der Woh­nungswirtschaft zurück­drän­gen. Dieser Lob­by der pro­fes­sionellen Ver­mi­eter (die ja die Heizkosten nicht bezahlen müssen, aber Investi­tio­nen in die Energieef­fizienz ihrer Gebäude scheuen wie der Teufel das Wei­h­wass­er) ist es gelun­gen, die geset­zlichen Anforderun­gen an den Wärmeschutz bei der Alt­bau­sanierung im neuen GEG 2020 hin­ter das Niveau der Energieeinsparverord­nung von 2009 (!) zurück­zu­drehen. Ich habe dir dazu zwei Fachar­tikel aus mein­er Fed­er beige­fügt, die du gerne weit­ergeben kannst.
    Ener­gis­che Grüße, Robert”
    Hin­weis: Diese Artikel kann man in unser­er Rubrik “Energiewende” run­ter­laden. Danke für euer Inter­esse. RBL

    1. Lieber Robert,
      der “Teufel”, von dem du sprichst, sitzt mitunter ganz oben, ver­fan­gen sein­er selb­st erschaf­fe­nen Bürokratie. Die gut gemein­ten Vorhaben (gut klin­gende Erlasse) sind eins, die Umset­zung dessen sprechen mitunter eine ganz andere Sprache. Ich bin über gewisse Umwege dazu gekom­men, als “Lei­har­bei­t­erin” in den Lan­des- und Bun­des­bau schnup­pern zu dür­fen. Gerne erzäh­le ich dir beizeit­en im 4‑Au­gen-Gespräch näheres zu meinen erstaunlichen Beobachtungen…:)
      Liebe Grüße,
      Bettina

  2. Wir messen zwar nur kleine Erfolge, doch diese sind wei­thin sicht­bar. Während bei der ein­sti­gen Räu­mung im Ham­bach­er Forst nur spär­lich Infor­ma­tio­nen über öffentlich rechtlichen Medi­en nach außen drangen, hat die Presse dieses Jahr genau hingeschaut und, wie ich finde, rel­a­tiv objek­tiv berichtet. Es hat sich ein Bewusst­sein­swan­del für die Dringlichkeit des Kli­mawan­dels vol­l­zo­gen, und das ist u.a. dem unge­broch­en­em friedlichen Wider­stand rund um Ham­bach­er Wald und die Garzweil­er Grube ein­schließlich der Bewe­gung “Alle Dör­fer bleiben” und den “Spaziergän­gen von Michael Zobel” zu ver­danken. Der WDR informierte fundiert , beina­he stündlich in sein­er App rund um das Geschehen in Lützerath.

    “Räu­mung von Lützerath: Was bleibt vom Protest?” / Nah dran
    Ein guter Beitrag vom WDR-Reporter “Fred­erik Fleig”.
    https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr/nah-dran/audio-raeumung-von-luetzerath-was-bleibt-vom-protest-i-nah-dran-100.html

  3. Im fol­gen­den ein Kom­men­tar von Heike Flo­ri­an, den wir als Antwort auf unseren Newslet­ter erhiel­ten und hier veröf­fentlichen dürfen:
    Ich möchte mich ein­mal ganz her­zlich bedanken für Eure kri­tis­che, infor­ma­tive und run­dum angemessene Darstel­lung. Es gibt eine Hal­tung jen­seits von Res­ig­na­tion auf der einen Seite und Ver­bis­senheit und Verzwei­flung auf der anderen, und die wird durch Eure Arbeit gestärkt, wofür ich ein­fach sehr dankbar bin. Ich teile Eure Ein­schätzung und bin unge­heuer froh, dass Ihr das so dif­feren­ziert darstellt und immer wieder zum Han­deln aufruft.
    Ich finde es so wichtig, dass jet­zt, wo die jun­gen Leute diesen Rückschlag ein­steck­en müssen, diejeni­gen mit mehr Lebenser­fahrung ruhig, sach­lich und engagiert am Ball und an ihrer Seite bleiben. Auch dafür danke ich Euch, für Euren lan­gen Atem. Manch­mal kann ich es gar nicht fassen, dass ich mich seit über 40 Jahren mit den sel­ben Argu­menten gegen Atom­kraft, gegen den Braunkohleab­bau, für erneuer­bare Energien positioniere.…Gut, dass Ihr zwis­chen­durch auch frische Infos, neue Erken­nt­nisse, neuen Schwung ver­bre­it­et, das hält mich echt bei der Stange.
    Heike

  4. Vie­len Dank, liebe 3Rosen, für eure guten und umfassenden Infor­ma­tio­nen und Stel­lung­nahme zu den Vorgän­gen in und rund um Lützerath.
    35.000 Demonstrant*innen waren am Sam­stag vor Ort, um gegen den Braunkohleab­bau und die anvisierte Zer­störung des Dor­fes Lützerath zu demon­stri­eren. 35.000 Men­schen, ein­schließlich Gre­ta Thun­berg, haben am Woch­enende ein wirk­sames Zeichen geset­zt, dass weltweit, bis hin zur New York Times Gehör fand. Noch vor weni­gen Tagen sprach Habeck von “falsch­er Sym­bol­kraft”, in Bezug auf Lützerath, seine Worte soll­ten sich als Trugschluss erweisen. Der Wider­stand in Lützerath traf den Schmelztiegel der Zeit und wurde weltweit als pos­i­tives Sig­nal des zivilen Unge­hor­sams ver­standen. Wenn die Vere­in­barun­gen des Paris­er Kli­maabkom­mens dieser Tage wieder auf den Tisch kom­men, dann ist das v.a. dem friedlichen und öffentlichkeitswirk­samen Protest in Lützerath zu ver­danken. Allen Aktivist*innen zolle ich meinen großen Respekt und meinen Dank!
    Arno Gru­en, deutsch-schweiz­erisch­er Schrift­steller, Psy­chologe und Psy­cho­an­a­lytik­er, begrün­det das Han­deln im Sinne von zivilem Unge­hor­sam als ver­ant­wor­tungsvollen und wichti­gen Wegweiser.
    https://youtu.be/kOgAkrVagjc

    “Wenn du genau hinschaust,
    ent­deckst du manchen Dorn,
    der aus der Blüte dieser Rose
    wächst heraus.”
    (BB/ 2023-01)

    Liebe Grüße,
    Bettina

  5. Hal­lo Frau Priester,
    vie­len Dank für die her­zlichen Worte. Ja die Zweifel sind berechtigt, wir brauchen schon jet­zt nicht so viel an fos­silen Brennstof­fen. Es war möglich, ohne nenneswerten Kom­fortverzicht ca. 14% Gas einzus­paren, ein paar vielle­icht unpop­uläre Maß­nah­men im Verkehrssek­tor kön­nten ähn­liche Einsparun­gen bei Ben­zin und Diesel erwirken. Auch beim Strom ist noch Luft nach oben, Deutsch­land und ins­beson­dere die Großkraftwerke hier exportieren kräftig Strom ins Aus­land — vor allem nach Frankre­ich, wo die ja so “preiswerten” AKW zu 3/5 im Som­mer kaputt waren.
    Unsere Erde wird grad ziem­lich kahl gefressen, statt Wach­s­tum brauchen wir min­destens eine Hal­bierung des Stoff­durch­satzes — ganz gle­ich ob Bau­ma­te­ri­alien, Energierohstoffe und son­stige Rohstoffe. End­los­es Wach­s­tum in ein­er begren­zten Welt funk­tion­iert nicht. Daher müssen schnell Konzepte erprobt wer­den, die ohne Wach­s­tum auskom­men. Das ist eine Herkule­sauf­gabe — aber dies­mal wirk­lich alternativlos.
    Viele Grüße
    H. Risse

  6. Liebe Daniela (und andere, die auf unseren Newslet­ter antworteten)
    Danke, dass du uns “Viel Kraft, Mut und Freude” wün­schst. Die Kraft wer­den wir brauchen, um weit­er zu stre­it­en für die Energiewende — und der Mut, um unbe­queme Wahrheit­en zu ver­bre­it­en, braucht Feed­back wie deinen Kom­men­tar. Und die Freude? Ja, wir wer­den sog­ar feiern, auch wenn dies ger­ade jet­zt selt­sam klingt. Denn am 1. Feb­ru­ar wird der Ris­sereak­tor in Tihange, gegen wir 10 Jahre gekämpft haben, endgültig abgeschal­tet. Deshalb wer­den uns hof­fentlich am Sa. 4.2.2023 im forum M der May­er­schen bei eine großen Abschalt­par­ty tre­f­fen, oder?

  7. Lieber Nor­bert, wir ken­nen uns lange genug, um zu wis­sen, dass wir uns im Grund­satz einig sind. Aber es ist auch wichtig zu sagen, was eine Anrainer­in aus den Feld­höfen in der Redezeit in WDR 5 in dieser Woche sagte: Es waren die jun­gen Leute, die unterge­hackt sitzend riefen: ” Keine Steine, keine Steine, keine Steine”. Natür­lich gibt es immer “Ram­bos” — auf bei­den Seit­en. Es ist dem Aach­en­er Polizeipräsi­dent zu danken, dass er augen­schein­lich seine Truppe — auch und ger­ade die aus anderen Bun­deslän­dern — darauf eingeschworen hat, dass sie es nicht “Kli­mater­ror­is­ten” zu tun haben. Aber auch auf der Seite der “Ord­nung­shüter” haben das nicht alle ver­standen und befol­gt, wie glaub­hafte Berichte von Pres­sev­ertretern beweisen.
    Ich hoffe wir sehen uns mor­gen zur Demo, um noch mal klarzu­machen, worum es wirk­lich geht und wofür wir Alten den jun­gen Aktiv­en dankbar sein müssen. Der heute kur­sierende Aufruf zu einem Mora­to­ri­um von Wis­senschaftler, Unternehmern und Umwel­tor­gan­i­sa­tio­nen wird für Lützerath nichts mehr nützen. Aber der Stre­it für die Wende beim Kli­maschutz wird weit­erge­hen müssen — und er kann Freude machen, wenn man wie ich ger­ade in meinem Büro mit Pas­sivhaus­däm­mung und Lüf­tung mit Wärmerück­gewin­nung bei angenehmen 20°C sitzt — ohne Heizkör­p­er und Annen­MayKan­tere­it hört 🙂 .

  8. Ich will zur Frage der Legit­im­ität der Regierungs­beschlüsse und der Proteste Stel­lung nehmen.
    Es kann ja keinen Zweifel daran geben — und ich ken­nen nie­man­den, der dies äußert -, dass alle Beschlüsse von Bun­des- und Lan­desregierung sowie allen Par­la­menten legit­im sind und eine demokratis­che Legit­i­ma­tion haben.
    Wenn der Begriff “Wider­stand” benutzt wird, kann damit nicht der Begriff des Wider­stand­srechts im Grundge­setz gemeint sein.
    In Artikel 20 Abs. 4 heißt es:
    „Gegen jeden, der es untern­immt, diese Ord­nung zu beseit­i­gen, haben alle Deutschen das Recht zum Wider­stand, wenn andere Abhil­fe nicht möglich ist.“ Gemeint ist die ver­fas­sungs­gemäße Ordnung.
    Nie­mand in Leg­isla­tive, Exeku­tive und Judika­tive will die ver­fas­sungs­gemäße Ord­nung beseitigen.
    Selb­stver­ständlich darf jede:r gegen Entschei­dun­gen protestieren und demonstrieren:
    Artikel 8 Abs 1:
    “Alle Deutschen haben das Recht, sich ohne Anmel­dung oder Erlaub­nis friedlich und ohne Waf­fen zu versammeln.”
    Ich erin­nere mich sehr gut an die große Demon­stra­tion gegen die sog. Nachrüs­tung Anfang der 80er-Jahre in Bonn, wo eine halbe Mil­lion Men­schen im Bon­ner Hof­garten Hein­richt Böll zuhörten. 

    Mein Faz­it:
    Es gilt, die Legit­im­ität demokratisch gewählter Per­so­n­en und Insti­tu­tio­nen zu respek­tieren, und es ist von größter Bedeu­tung, sich bei eben­so legit­i­men Demon­stra­tio­nen friedlich zu verhalten.
    Ich würde mir wün­schen, dass sich alle Demon­stri­eren­den klar von Gewalt­tätern dis­tanzieren. Damit wür­den sie wesentlich bre­it­ere Unter­stützung erfahren. Wer sich nicht von Gewalt­tätern dis­tanziert, muss damit rech­nen, mit diesen in einen Topf gewor­fen zu werden.

    Bun­de­spräsi­dent Stein­meier betont immer wieder, dass unsere Demokratie nur durch das enge Zusam­men­wirken des repräsen­ta­tiv­en Teils und des zivilge­sellschaftlichen Sek­tors lebendig wird. Dem stimme ich voll­ständig zu. Wir dür­fen uns nicht nur auf die gewählten Vertreter:innen ver­lassen, son­dern müssen, wenn wir es kön­nen, auch selb­st aktiv werden.
    Zugle­ich bin ich der fes­ten Überzeu­gung, dass poli­tis­che Verän­derun­gen nur auf der Basis des Grundge­set­zes möglich sind. Das Grundge­setz ist die einzige rechtliche und ethis­che Norm, die für alle Men­schen, die in Deutsch­land leben, verbindlich ist. Wer eine andere Staats­form als die grundge­set­zlich ver­ankerte will, hat mich nicht auf sein­er Seite.
    Nor­bert Greuel
    Aachen

  9. Her­zlichen Dank für euer Engage­ment und für die sehr inter­es­sante und auf­schlussre­iche Information,einiges wusste ich schon doch bevor ich es wirk­lich ver­standen habe werde ich eure Info noch öfters durch­le­sen vor allem um mich bei den vie­len Diskus­sio­nen mit Bekan­nten gut ins sach­liche Gespräch ein brin­gen kann. Ich bin sehr betrof­fen durch die Räu­mung und werde auf die Demo mor­gen gehen, mit der grü­nen Poli­tik bin ich über­haupt nicht mehr ein­ver­standen obwohl ich sel­ber Grüne bin.Warum kann nicht ein­fach mal dieser irrsin­nige Energiebe­darf runter geschraubt werden?Warum müssen wir immer weiter“wachsen”?? Das ist doch immer das Argu­ment dafür das Kohle,Gas, LNG usw. benötigt wird.Geht es uns nicht gut genug?Vielleicht alles ein biss­chen naiv doch für mich geht die Lösung dorthin.Bleibt dran!!Viel Kraft,Mut und Freude. Liebe Grüße von Daniela

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