Liebe (Umwelt)Freund*innen!
der Rechtsstaat schlägt zurück — Nein, Richter würden nie schlagen. Aber das OVG Münster hat sich auf die Seite des guten Rechts von Natur und Mensch geschlagen und heute mit Wirkung ab 18.00 Uhr die weitere Rodung im Hambach untersagt. Es verlangt, dass bis die Entscheidung in der Hauptsache (der Klage des BUND NRW) gefallen ist, keine Fakten geschaffen werden, die nicht mehr umkehrbar sind. Gefällte uralte Bäume kann man nicht mehr aufbauen.
Dies gibt allen eine Chance zur Atempause. Damit es auch eine politische Denkpause wird, gibt zwei Dinge, um die ich euch bitte.
=> Verbreitet den Petitionsaufruf von Antje Grothus aus Buir. Am Samstag schrieb sie an die bis dato 38.500 Unterzeichner*innen. „Wenn ich 50.000 Unterschriften zusammenbekomme, werde ich sie Armin Lauschet persönlich übergeben, um ihm zu zeigen: Die Menschen in NRW sind der Zukunft zugewandt – das Festhalten an der Kohle ist Vergangenheit.“ Binnen drei Tagen sind 18.000 dazugekommen. Helft, dass wir ihr 100.000 Unterschriften mit auf den Weg geben können! Link unter: http://3rosen.eu/protest-per-click/ oder direkt unter Petition Hambach von Antje Grothus
=> Für das Nachdenken von Politikern, Journalisten und Richtern mag vielleicht auch mein Bericht als Zeitzeuge aus der Zeit “als alles anfing” (in den Siebzigern) und Kohle und Atom eine unheilige Allianz eingehen wollten: Braunkohlevergasung mittels Hochtemperatur-Reaktor. Dieser Kelch ist an uns vorübergegangen. Der Jülicher-HTR ist tot. Deshalb wird die dafür vorgesehene Braunkohlemenge aus Hambach nicht mehr gebraucht!
Damit ihr auch diese Information weitergeben könnt, habe ich sie (ganz unten) noch mal eingefügt.
Jetzt dürfen wir wieder hoffen, dass Vernunft und Recht sich durchsetzen werden.
Und nicht vergessen:
=> Am So, 10.12. 2017 können wir wieder mit Michael und Eva im Wald spazieren gehen und wir werden ganz viele sein, die Antjes rote Linie erneuern, und den jungen Leuten vor Ort vegane Printen vorbeibringen.
Wer noch Berührungsängste mit den Baumbesetzern hat, kann diese mit Anschauen des Bericht des ARD Morgenmagazins vom 23.08.2017 ab besten therapieren (dauert nur 5 Min. und tut nicht weh). https://www.youtube.com/watch?v=IjyK5iIFJRg
Bleibt heiter — der Widerstand geht weiter!
Ermutigte Grüße, Robert
Wie alles anfing — Bericht eines Zeitzeugen
Wir sitzen in Aachen in der Klemme zwischen zwei falschen, nicht zukunftstauglichen Technologien der Energiegewinnung. Und es besteht zwischen beiden eine Verbindung, die den wenigsten bekannt ist. Dazu muss ich euch, liebe Leser, mit zurücknehmen in jene Zeit als noch alle energietechnischen Zukunftsvisionen in NRW von Kohle und Atom schwärmten. Mitte der 70er Jahre, als die bergbaurechtlichen Fundamente für das gelegt wurden, was wir heute erleben.
Ich arbeitete in jener Zeit für 3 Monate bei der damals noch eigenständigen RHEINBRAUN als Werkstudent. Beim einem vom Betrieb organisierten Besuch der hauseigenen Dauerausstellung in Schloss Paffendorf konnte ich damals schon auf einer großen Karte bestaunen, welches Ausmaß der Tagebau Hambach nehmen sollte — incl. der mittlerweile vollzogenen Verlegung der A4. Auch besichtigten wir die Baustelle eines der neuen Generation der Riesenbagger, die 250.000 m³ pro Tag wegbuddeln können. Ich schwankte zwischen Technikfaszination und dem Gefühl „soooo klein mit Hut“ zu sein.
Aber ein Artikel in der Werkszeitschrift ließ mich aufhorchen. Der riesige Tagebau hatte neben der allseits bekannten Kohleverstromung noch ein anderes Ziel:
=> Die Gasgewinnung aus Braunkohle mit Hilfe des Hochtemperatur- Reaktors, der gerade in Jülich entwickelt wurde.
Nun hatte ich mich kurz zuvor von der vorgezeichneten Berufskarriere abschiedet, als RWTH-Physikstudent anschließend zur KFA zu gehen. Die erste Konferenz atomkritischer Wissenschaftler auf dem Bauplatz des AKW Wyhl im Breisgau hatte mich 1972 „umgedreht“ und ich war zum Studium für das Lehramt an berufsbildenden Schulen gewechselt. Dazu kam das (gut bezahlte) Praktikum bei Rheinbraun gerade recht.
Welche Sackgasse der Kugelhaufen-HTR in Jülich war, wissen wir mittlerweile und mit seinem teuren Erbe beschäftigen wir heute uns noch als Steuerzahler. Aber dass die gigantischen Ausmaße des Hambacher Tagebaus damit begründet waren, dass man die dortige Braunkohle mit Atomenergieeinsatz zu Synthesegas „veredeln“ wollte, ist weitgehend unbekannt. Diese Pläne sind inzwischen in der Versenkung verschwunden.
Für die aktuelle Auseinandersetzung, um Kohle und/oder Atom mag dieser kleine Ausschnitt aus der Lebensgeschichte eines Zeitzeugen vielleicht ein zusätzliches Argument liefern. Das was unter dem kleinen, immer noch wunderschönen Rest des einstmals größten alten Waldes im Land westlich des Rheins liegt, darf niemals gefördert werden, weil selbst den Betreibern dieses Wahnsinns die Nutzung längst abhanden gekommen ist.
=> Deshalb lasst und verhindern, dass Klimaschutz und Atomausstieg gegeneinander ausgespielt werden.